Im Kunstunterricht muss man manchmal anfangen – ohne zu wissen, wie es weitergeht, ankommen – und nicht genau verstehen, wie man dorthin gekommen ist. Das ist grundverschieden vom Matheunterricht. Kunst ist zum großen Teil ein Prozess, eine Suchbewegung durch ein weites Feld an Möglichkeiten. In der Schule ist der Rahmen natürlich enger als beim Kontakt mit »echter« Kunst, die davon lebt, ein offenes Angebot zu sein. Denn im Unterricht steht das Lernen im Vordergrund, welches einer gewissen Struktur bedarf. Doch auch im Schulkontext gibt es ausdrücklich diesen Spielraum beim Gestalten und Interpretieren.
Visuelle Kommunikation
Wir sind umgeben von Bildern, sie strömen auf uns ein und wir produzieren sie selbst in großer Zahl. Obwohl die Bilder komplexe Formen visueller Kommunikation sind, die voller Konnotationen stecken, werden sie doch oft als seichte Abbilder und dienende Illustrationen missverstanden. Man nimmt sie deshalb oft zu leicht, zu »wörtlich« und beschneidet damit ihre Offenheit bzw. Vielschichtigkeit. Doch die ist ihr eigentliches Potential. Der Kunstunterricht bietet die Chance einer größeren Feinsinnigkeit – im eigenen Tun und der Auseinandersetzung mit Bildwerken.
»Intuition ist immer noch eine gute Sache.« Paul Klee
Das intuitive Wahrnehmen ist von großer Bedeutung, um eine Situation umfassend verstehen zu können. Bilder spielen dabei als Impulse und Werkzeuge eine Hauptrolle. Der Umgang mit ihnen trainiert das Intuitive und intensiviert damit den Blick auf die Welt. Der Kunstunterricht ist der schulische Ort, an dem dies ausdrücklich geschieht.
Dass darüber hinaus im Kunstunterricht auch Freude am Gestalten entsteht sowie das beinahe selbstvergessene Eintauchen in den Arbeitsprozess oder das Gefühl von Selbstwirksamkeit angesichts eines geglückten Werks bedarf vermutlich keiner weiteren Erwähnung. Für die Schüler/innen sind das ohnehin zunächst die wesentlichen Aspekte des Fachs.