13.12.2018 | Mit der Feststellung, dass „China in jedermanns Tasche“ sei, eröffnete Prof. Dr. Björn Alpermann seinen Vortrag zum Thema „Chinas Aufstieg zur Weltmacht aus europäischer Perspektive“ am 12. Dezember in der Aula der Rabanus-Maurus-Schule, die mit den Schülerinnen und Schülern der Qualifikationsphasen 1 und 3 sowie deren Geschichts- und Politiklehrkräften gut besetzt war. Der China-Forscher, der an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg den Lehrstuhl für „Contemporary Chinese Studies“ innehat, spielte damit auf die Smartphones der Schülerinnen und Schüler an, deren Elektronik – unabhänhgig vom Hersteller – in China produziert wird. Diese Tatsache verwundert nicht, ist doch China seit der wirtschaftlichen Öffnung in den 1980er Jahren in atemberaubendem Tempo nach den USA zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen.
| (Fotos: Christian Redweik)

Je mächtiger die Volksrepublik dabei wird, desto drängender stellt sich die Frage, ob Chinas Einfluss nur dem Land selbst nutzt oder zugleich andere Länder bedroht und schädigt.
Professor Alpermann näherte sich dieser Problemfrage, indem er die Außenpolitik der Volksrepublik aus ihrer Innenpolitik erklärte. Dabei zeigte er drei „Gesichter“ auf, mit denen China seit 2012 – repräsentiert durch Staatspräsident Xi Jinping – in der Welt wahrgenommen werde: Das „freundliche Gesicht“, mit dem China misstrauische und ängstliche Beobachter seines beeindruckenden Aufstiegs zur Weltmacht beschwichtigen wolle; das „lockende Gesicht“, mit dem sich China als mächtiger Investor und potentieller Großmarkt anbiete und das „drohende Gesicht“, das durch die Aufrüstung der Volksbefreiungsarmee, z.B. mit Flugzeugträgern deutlich werde.
Die staatsstreichartige Machtkonzentration bei Xi Jingping und dem Parteiapparat der Kommunistischen Partei in den letzten Jahren wurde in diesem Zusammenhang ebenso beleuchtet, wie das gigantische chinesiche Großprojekt der „Neuen Seidenstraße“ („Belt and Road Initiative“) und die ideologisch aufgeladene Meistererzählung vom Wiederaufstieg der geeinten chinesichen Nation bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts.
Dabei verstand es Professor Alpermann aufzuzeigen, dass die Entwicklung Chinas zum mächtigen Global Player enormes Konfliktpotential berge. Exemplarisch erläuterte er das energische Vorgehen im Südchinesischen Meer, das schwierige Verhältnis zu Taiwan und die Beziehungen zu Nordkorea. Bei allen drei Beispielen sei eine militärische Konfrontation mit den USA nicht unwahrscheinlich, die Chinas Machtansprüche im pazifischen Raum nicht anerkennen wollen und unter Donald Trump in einen Handelskrieg mit China eingetreten sind. Allerdings müsse der von China beschrittene Weg nicht zwangsläufig in einem Eskalationsszenario enden. Im günstigsten Fall könne sich eine „Pax Sinica“ ausbilden, was auf einen befriedeten und von China dominierten Wirtschaftsraum hinauslaufe, der für andere Mächte ebenfalls von Vorteil sei.
Europa selbst stehe dabei zwischen den Antipoden China und den USA und könnte eine für sich vorteilhafte Vermittlerrolle einnehmen. Dabei bestehe allerdings die Gefahr, zwischen den Interessen der Großmächte zerrieben zu werden.
Im Anschluss an den Vortag zeigte sich bei einer Fragen- und Diskussionsrunde, dass der Referent das Interesse der Schülerinnen und Schüler geweckt hatte, die zum Teil schon selbst am China-Austauch der Schule teilgenommen hatten oder in der China-AG der Schule Chinesisch lernen.  
Ermöglicht wurde der hochaktuelle und anschaulich gestaltete Vortrag von der „Gesellschaft für Sicherheitspolitik“, vor der Professor Alpermann am Vorabend in Bronnzell bereits referiert hatte. Der Vorsitzende der Sektion Fulda, Michael Trost, unterstrich in seinen einleitenden Worten seine Freude über die Kooperation mit der Rabanus-Maurus-Schule, die es der GSP immer wieder ermögliche, Schülerinnen und Schüler mit für sie relevanten sicherheitspolitischen Themen zu erreichen. Beide Kooperationspartner wollen ihre Zusammenarbeit in Zukunft fortsetzen und intensivieren.

Bastian Michel

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