Im Rahmen der diesjährigen Projektwoche besuchten die Tutorengruppen unseres Abiturjahrgangs im Rahmen ihrer Studienfahrten gleich vier europäische Metropolen: Berlin, Lissabon, Rom und Wien.

Studienfahrt nach Berlin

Die Studienfahrt unseres Grundkurses Geschichte vom 16.10. bis 20.10. führte uns in die Hauptstadt Berlin, denn in keiner anderen Stadt kann besser ein besonderer unterrichtlicher Bezug zur deutschen Geschichte hergestellt werden. Das sollte ja eigentlich das Ziel einer Studienfahrt sein. Nach der Anreise am Montag mit dem ICE war Zeit, die neue Umgebung Charlottenburg und das Hostel „Happy Go Lucky“ zu erkunden oder wie der Berliner sagt: „den eigenen Kiez“.

Bei goldenem Oktoberwetter erwartete uns gleich am folgenden Dienstag ein Höhepunkt der Fahrt. Ein Tiefpunkt deutscher Geschichte ist sicher die Unterdrückung und Verfolgung von Regimegegnern in der ehemaligen DDR. Der Zeitzeuge Aki Nitschke löste bei uns tiefe Betroffenheit aus bei seiner Führung durch das ehemalige Stasi-Gefängnis in Berlin Hohenschönhausen. Die Erzählung seiner Erlebnisse in Haft und seines Überlebenskampfes („keene Knete in der Birne bekommen“) sowie sein leidenschaftlicher Appell für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in der Gesellschaft dürfte bei uns allen in anhaltender Erinnerung bleiben. Die anschließende Führung in zwei Atombunkern sorgte fast für Entspannung, denn die sehr unterhaltsame und lockere Art unseres Referenten machte vor allem eins deutlich: Atombunker bieten wenig Schutz und sind eher eine Beruhigungspille für die Bevölkerung im Kalten Krieg gewesen.

Herunterladen1

Am Mittwoch blieb uns das gute Wetter auch bei der Besichtigung des Holocaust Mahnmals treu, an dem wir uns über den teilweise strittigen Umgang mit unserer Vergangenheit informieren konnten. Dass Geschichte auch ganz anders verlaufen kann, konnten wir durch den anschließenden Besuch der Sonderausstellung „Roads not Taken“ im Deutschen Historischen Museum erfahren. Ganz anders wurde es dann manchem Teilnehmer bei dem Besuch des Berliner Dungeon. Hier wurde die Regionalgeschichte Berlins in einer Art Geisterbahn mit realen Schauspielern gruselig präsentiert. Diese Fahrt in die tiefe Gruft war sicher ein Höhepunkt unserer Fahrt.

 Am folgenden Donnerstag gab es statt Grusel schnöden Alltag im DDR-Museum zu besichtigen. Es ist das meistbesuchte Museum der Hauptstadt, und bei ausländischen Touristen sogar das beliebteste Museum in Deutschland. Der Besuch des DDR-Museums sollte den Blick dafür schärfen, wie man nicht mit Geschichte umgehen sollte. Das DDR-Museum steht in der Kritik, weil es die düsteren Seiten der DDR-Diktatur nur am Rande thematisiert. Schließlich besuchten wir noch den Deutschen Bundesrat, wodurch Fördergelder beantragt werden konnten, und die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße, wo uns eine frische Französin den düsteren Ort bei schlechtem Wetter erklärte. 

Passend zum Abschied von Berlin zeigte sich der Oktober von seiner kalten und regnerischen Seite, so dass wohl alle froh waren wieder nach Hause zu kommen. Trotz gewisser Widrigkeiten wie schlechtes Wetter am Ende der Fahrt und die Unzulänglichkeiten der Herberge war die Studienfahrt nach Berlin ein voller Erfolg. Sie war gekennzeichnet von großer Harmonie und Zusammenhalt. Besonderer Dank gilt dabei Frau Winzker als weibliche Begleitperson für ihren Ratschlag und ihren Humor sowie Till Plur als Kurssprecher für seine Hilfsbereitschaft und sein Engagement. Diese Fahrt wird mir dauerhaft in bester Erinnerung bleiben. Dazu hat der gesamte Kurs beigetragen: Ihr seid echt „knorke“ (fabelhaft, prima, ausgezeichnet), wie der Berliner sagt.

Franz-Bernd Galle

Studienfahrt nach Wien

Am Sonntag, dem 15.10., machten sich insgesamt 34 Schülerinnen und Schüler der Q3b und Q3e – begleitet von ihren Tutoren Herrn Kleber und Herrn Michel sowie Frau Wehner und Herrn Dr. Euteneuer – mit dem Busfahrer, Manny –  dem  Fuchs, auf den Weg in die Hauptstadt Österreichs, nach Wien. Nach einer ca. 10-stündigen Fahrt erreichten wir gegen 18 Uhr unser Hostel im 10. und, wie sich schnell herausstellte, verruchtestem Bezirk Wiens. Nachdem wir uns auf unseren Zimmern eingerichtet hatten, ließen wir den Sonntagabend mit individuellem Abendessen rund um das Hostel ausklingen.

Am Montag begannen wir unseren Tag zunächst früh mit einem, wie Herr Michel es ironisch nannte, „nahrhaften Frühstück“ und machten anschließend eine fast dreistündige Stadtrundfahrt, bei der uns die Gästeführerin Claudia u. a. zum Schloss Belvedere und zum Hundertwasserhaus führte. Die interessante Tour endete mitten in Wien beim Stephansdom, wo wir entlassen wurden, um auf eigene Faust die Stadt zu erkunden. Da Wien uns mit einer überraschenden Kälte empfing, machten es sich viele in einem für Wien typischen Kaffeehaus mit einer Wiener Melange und einer Sacher Torte gemütlich. Gegen Mittag stand das erlebnisreiche „Time Travel Vienna“ auf dem Programm. Dort reisten wir in einem 5D Kino und mithilfe animierter Wachsfiguren in das historische Wien zurück. Bevor wir dann gemeinsam in einem Restaurant das bekannte Wiener Schnitzel probierten, läuteten einige den Abend am Donauufer ein.

Für Dienstag war eine Tour durch den Stephansdom und seine Katakomben geplant. Dies bot uns einen Einblick in Wiens „Unterwelt“, welche sich nahezu über den ganzen ersten Bezirk erstreckt und zu Pestzeiten vor allem dazu diente, die Massen an Toten zu begraben. Nach einer Mittagspause folgte eine Tour durch die Michaelergruft. Diese befindet sich unter der Michaelerkirche und stellt Särge und Leichen aus. Dabei lernten wir, dass Wien für seine „schönen“ Leichen bekannt ist, was früher allerdings auch für einen fürchterlichen Gestank in der gesamten Stadt sorgte. Daher wurde es später auch verboten, Leichen massenhaft in solchen Gruften zu begraben. Nach diesem Schock über die für uns eher skurrile Totenkultur war das offizielle Programm des Tages vorbei und wir widmeten uns dem inoffiziellen Teil.  Die Lehrkräfte machten uns darauf aufmerksam, dass es in der Nähe unseres Hostels den wohl „besten Döner der Welt“ zu kaufen gibt, was wir alle natürlich austesten mussten und den Titel nun auch bestätigen können.

Gruppenbild Wien

Am Mittwoch besuchten wir die Hofburg. Hier besichtigten wir das Sisi-Museum, das den unkonventionellen Lebensstil der Kaiserin Elisabeth (Sisi) thematisiert. Durch Audioguides war es uns möglich, ihren Schönheits- und Magerwahn sowie ihre exotische private Einrichtung zu erleben. Nach einer kurzen Mittagspause wurden wir dann durch die Habsburger Schatzkammer geführt, wo die Reichsinsignien – wie die Kaiserkrone und das Krönungsgewand – ausgestellt werden. Anschließend endete das Programm mit einer Fahrt auf dem Riesenrad am Prater, einem Freizeitpark mitten in Wien, was uns einen wunderschönen herbstlichen Blick über die 2 Millionen Stadt bot. Nach der nächtlichen „Zimmerrazzia“ um 22 Uhr gesellten wir Schülerinnen und Schüler uns zu den Lehrern auf den Flur und ließen den Abend gemeinsam bei netter Unterhaltung gesellig ausklingen.

An unserem letzten Tag in Wien stand für uns eine Tour durch das Schloss Schönbrunn an, welches den Habsburgern als Sommerpalast diente und uns aufgrund der unglaublichen Größe und opulenten Festsäle im Rokokostil sehr beeindruckte. Wenige Stunden später folgte eine Führung durch das Heeresgeschichtliche Museum. Dieses brachte uns den im Unterricht bereits behandelten Ersten Weltkrieg noch einmal vor allem aus österreichischer Sicht näher. Hier konnte man sogar den Wagen und die Uniform besichtigen, in denen der österreichische Thronfolger 1914 in Sarajewo erschossen wurde, was als Auslöser des Krieges gilt. Nach diesem von vielen als kulturelles Highlight bezeichneten Programmpunkt begannen wir unseren letzten Abend mit einem Abendessen im Hard Rock Café und beendeten ihn ausgelassen in einer Karaokebar. Auch die Lehrkräfte ließen sich nicht zweimal bitten und beglückten uns mit einem mitreißenden „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens. Höhepunkt dieses Abends bildete jedoch die U-Bahnfahrt zurück zum Hostel, bei der wir mit Frau Wehner zusammen die U-Bahn in eine ABBA-Party verwandelten.

Nach diesem gelungenen Abschluss stand am Freitagmorgen die Rückfahrt an, die um einiges leiser und verschlafener verlief als die Hinfahrt.

Wir werden unsere letzte Studienfahrt nicht vergessen und bedanken uns bei den begleitenden Lehrkräften, die uns diese erlebnis- und lehrreiche sowie auch amüsante Woche ermöglicht haben.

Maja Flamme-Brüne

Kursfahrt nach Lissabon

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen.“ (J.W. Goethe, Wilhelm Meisters Lehrjahre, 5. Buch, 2. Kap., Briefzitat an Wilhelm) – Lissabon, die portugiesische Hauptstadt am Tejo, lockt mit ihrer reichen Kultur und ihrem milden Wetter zahlreiche Besucher an. Um es vorwegzunehmen, ein vermeintlicher Haupttrumpf der Fahrt, mediterranes Sonnenwetter im Herbst, erfüllte sich aufgrund des wechselhaften Wetters nicht immer: Zwei Mal gab es richtigen Starkregen, wodurch unser Besuch der Stadt der Königsschlösser, Sintra, buchstäblich ins Wasser fiel. Die kulturellen Erwartungen, welche die Tutorenkurse der Q3 von Frau Lehmann und Herrn Zirpins in den Besuch der alten Metropole Europas gesetzt hatten, wurden dennoch erfüllt.

Studienfahrt Lissabon Tutorengruppen ZirpensLehmann3

Von dem gut gelegenen Hostel ließ sich die Stadt – auch mit Hilfe eines modernen Metrosystems – schnell erkunden. Ein besonderes Erlebnis aber war die Fahrt mit der historischen Straßenbahnlinie 28E durch das alte Zentrum. Verteilt auf mehrere Straßenbahnen erlebten wir die Fahrt durch teilweise sehr enge Gassen und über starke Steigungen der pittoresken Altstadt. Ein engagierter Stadtführer eröffnete uns darüber hinaus in einer mehrstündigen Führung weitere interessante Einblicke in die facettenreiche Stadt: Neben den unterschiedlichen Stadtvierteln, die zugleich verschiedene historische Epochen der Stadt abbilden – vom mittelalterlichen, noch aus maurischer Zeit geprägtem Viertel Alfama bis zum aufklärerisch, rational, nach dem Erdbeben 1755 gestalteten, Viertel Baixa – besichtigten wir diverse repräsentative Plätze sowie Kirchen, Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkte. Die Kathedrale von Lissabon stellte dabei einen Höhepunkt dar.

Andere neuartige Perspektiven auf die Stadt mit ihren pastellfarbenen Häusern ergaben sich in strahlendem Sonnenschein bei einer Bootsfahrt auf dem Fluss Tejo bzw. bei einer Seilbahnfahrt über diesen. Aber auch der Besuch eines Museums darf bei einer Studienfahrt nicht fehlen. Im Museu Calouste Gulbenkian erwartete uns ein breites Spektrum an hochwertigen Kunstobjekten aus verschiedenen Epochen. Der Besuch des beeindruckenden Klosters Mosteiro dos Jerónimos und des Grabs des Seefahrers Vasco da Gama bildeten den kulturellen Abschluss unserer Fahrt, bevor uns der zweite Starkregen an das wechselhafte Wetter der Atlantikküste erinnerte.

Lissabon

Bildung – und das legt Goethe auch in seinem Entwicklungsroman Wilhelm Meisters Lehrjahre dar – umfasst aber weit mehr als kulturelles Wissen. Neben der Stadt war es vor allem die Gemeinschaft, die uns schöne Erfahrungen bescherte. Unser Hostel bot einen großen Gruppenraum, der für Zusammenkünfte, Gemeinschaftsspiele etc. genutzt wurde. Ein gemeinschaftliches Abendessen beider Tutorengruppen rundete zudem den letzten Abend ab. Der soziale Zusammenhalt, das gemeinsame Wachsen an Herausforderungen, das gemeinsame Lösen von Aufgaben, die sich uns – sei es durch die Widrigkeiten des Wetters oder eine Flugverspätung in Lissabon – stellten, bescherten uns wichtige und schöne Erfahrungen.

Marcel Zirpins

Studienfahrt nach Rom

Endlich wieder eine Studienfahrt und mal wieder war Rom, die ewige Stadt, das erklärte Ziel. Vom 14. bis 20.10. wollten wir in die italienische Capitale mit 21 Schülerinnen und Schülern fahren, denn Rom ist immer eine Reise wert. Schon Winckelmann sagte: „Rom […] ist mir ein Paradies […] Je mehr man Rom kennenlernet, je besser gefällt es. […] Ich glaube, ich bin nach Rom gekommen, denjenigen, die nach mir kommen werden, die Augen ein wenig zu öffnen.“ Und so kam auch Goethe nach Rom, das für ihn ebenfalls ein Sehnsuchtsort und Bildungserlebnis gewesen ist. Und auch wir wollten es dem Begründer der klassischen Archäologie und dem Dichterfürsten gleichtun und mit Lust und Kunsthunger den überwältigenden Reichtum der Stadt an Bildern, antiken Monumenten, Kirchen und buntem Leben in uns aufnehmen.

Aber wie sollten wir nach Rom mit einer so geringen Kursgröße kommen? Um die Reisekosten möglichst gering zu halten, gingen wir auf das Angebot unseres Reiseanbieters ein, der uns den kostengünstigen Vorschlag des Fernreiselinienverkehrs mit einem Busunternehmen vorschlug. Damit wären wir durchaus flix in Rom und könnten die Studienfahrt vor Ort genießen – soweit die Theorie.

Papst2

Einen schweren Schlag traf die Studienfahrt allerdings mit dem Ausfall eines Tutors aus gesundheitlichen Gründen. Zum Glück war schnell Ersatz gefunden und so reisten Frau Strathmann, Herr Bellinger und ich mit 20 Schülerinnen und Schülern von Fulda nach Frankfurt und bestiegen dort den Flix-Bus nach Rom. Das Busunternehmen, das sich selbst nachhaltiges Reisen zum günstigen Preis attestiert, verfügt über gute Reisebusse mit einer kleinen Bustoilette. Aber 20 Stunden in einem Linienbus sind echt kein Zuckerschlecken, egal wie gut die Busse sind. Unsere römische Stadtführerin Marilena F. meinte dazu, dass jede Reise über 6 Stunden mit einem Fernreiselinienbus einfach nur eine Qual sei, womit sie den Nagel auf den Kopf traf. Aber nach dieser verflixten und irren Nachtfahrt kamen wir endlich in Rom an und konnten, nachdem wir uns mit dem Gepäck durch die ganze Stadt geschleppt hatten, unsere Hotelzimmer beziehen.

Wir waren alle sehr müde und geschafft an diesem ersten Tag und tasteten uns daher nur ganz gemütlich an die Schönheiten der Stadt Rom heran. Wir besuchten den Petersplatz und genossen unseren ersten Abend vor Ort. Das Wetter in Rom ist auch im Herbst noch nahezu sommerlich mild und ein wenig Regen an zwei Tagen störte uns daher nicht wirklich. Zwar legten wir jeden Tag fast 20km zu Fuß in der Stadt zurück, aber die Eindrücke entschädigten uns für unsere Mühen. Die Highlights waren ohne Zweifel das Colosseum und das Forum Romanum, das Pantheon und die Engelsburg.

Studienfahrt ROM Tutorengruppen ElmBellingerbearbeitetjpg

Einen Tag verließen wir Rom, um uns bei herrlichstem Wetter Ostia Antica anzuschauen und natürlich werden wir auch die Generalaudienz bei Papst Franziskus ebenso wenig vergessen wie den Besuch der Vatikanischen Museen.

Es war eine ereignisreiche Woche mit vielen schönen Eindrücken und einer wirklichen guten Schülerschaft, die nicht nur am Tage das Bildungsangebot annahm, sondern auch abends dem Flair und dem Dolce Vita Roms erlag. Aber irgendwann ist auch die schönste Woche vorüber und so genossen wir alle zusammen den letzten Abend in einem urigen Restaurant in Trastevere, wo das römische Nachtleben pulsiert.

Schließlich erfolgte unsere verflixte Heimreise, doch wir schließen uns Winckelmanns Urteil an: „Rom […] ist mir ein Paradies und ich würde es mit Tränen in den Augen verlassen.“

Alla prossima volta a Roma.

Patrick Elm

Kategorien

Kategorien
Archiv