Ausstellung der Comics „Wo ist Eva Lehmann?“ noch bis 20.01.2026 am Campus der Hochschule Fulda
Was aus Gemeinschaft erwachsen kann, besonders aus unserer Schulgemeinschaft, konnte man bei der Vernissage zur Ausstellung „Wo ist Eva Lehmann?“ am 04.11. in der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek Fulda am Campus der Hochschule Fulda erleben.
Betritt man die Campusbibliothek, steht man im lichtdurchfluteten Atrium des ansonsten schlichten Kubus. Über drei Etagen schweift der Blick nach oben und erkennt ringsum die großformatigen Bilder, in denen die Comiczeichnungen unserer Schülerinnen und Schüler zu sehen sind. Wenige Tage zuvor hatten Andrea Trapp, Ulrich Hrasky und Julia Strathmann die Bilder gerahmt und gehängt. Trotz des Lichts und der Leichtigkeit des Genres kann man nicht umhin, gleichzeitig die Schwere des Themas zu ahnen. So beschreibt eine Erklärung im Erdgeschoss den traurigen Hintergrund der Arbeiten.
Die beiden Kunst-Grundkurse von Frau Trapp und Herrn Hrasky, die 2024 noch in der Q1 waren, hatten sich über viele Wochen hinweg mit dem kurzen Leben, der späteren Deportation und schließlich dem Tod von Eva Lehmann beschäftigt. (Im Jahresheft erfährt man mehr über ihr Leben und das Projekt). Eva Lehmann, die 1929 in Fulda geboren wurde und in der Heinrichstraße 15 aufwuchs, wurde nur fünfzehn Jahre alt, ebenso wie ihre berühmt gewordene Leidensgenossin Anne Frank. Keine der Maßnahmen, die Evas Eltern ergriffen, um ihre Tochter und auch ihren Sohn Adolf in Sicherheit zu bringen, war erfolgreich. Eva starb allein im Konzentrationslager Stutthof. Evas Vater starb im Ghetto in Riga. Die Mutter und Evas Geschwister wurden in Auschwitz ermordet. Sie waren eine Familie, die aus Fulda stammte. Zumindest die Kinder könnten heute noch unter uns leben. Ihr Tod war die Folge von Ausgrenzung und Hass.
Die wenigen Stationen, die Evas Leben prägten, verarbeiteten die Schülerinnen und Schüler in Comiczeichnungen, ähnlich einer Graphic Novel. Dabei wurden sie in einem Ganztagesworkshop von Elke Renate Steiner angeleitet, die in Berlin als Comiczeichnerin lebt und arbeitet.
Bei der Ausstellungseröffnung am 04.11. konnte man dann die Ergebnisse dieser intensiven Arbeit sehen. Die insgesamt 31 Zeichnungen sind im Original allerdings deutlich kleiner. Um sie in großen Bilderrahmen präsentieren zu können, bedurfte es der präzisen digitalen Vergrößerung und Nachbearbeitung, die Herr Hrasky übernahm.
Es sind aber nicht nur die Bilder, die am Abend der Ausstellungseröffnung zeigen, wie stark und vielfältig unsere Schulgemeinschaft wirken kann. Bei der feierlichen Eröffnung spielte zunächst das Instrumentalensemble unter der Leitung von Jutta Orfgen das bewegende Thema des Films „Schindlers Liste“. Die Reden des Abends wurden untermalt von Audiocollagen, die im Unterricht von Frau Heucke entstanden waren und die die fiktiven inneren Monologe der Eva Lehmann darstellten.
Der Chor sang später Billie Eilishs zartes „What was I made for” und zum Abschluss „Human Heart“, komponiert von Colplay-Sänger Chris Martin, beides unter der Leitung von Simon Kubisch. Vom ersten Ton des Streichensembles bis zur letzten gesungenen Note hielt die Spannung im Publikum an. Am Ende konnte man nicht mehr unterscheiden, was mehr zu Tränen rührte, das ernsthafte Thema oder die zu Herzen gehenden künstlerischen Darbietungen.
Viel ist bereits besagt worden zum Thema Ausgrenzung, Antisemitismus, zu der Angst, die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte könnten sich wiederholen. Spätestens als Frau Trapp am Ende Rosen an alle Beteiligten verteilte, konnte man sehen, dass das Beste, das wir zu bieten haben, aus nichts anderem erwächst als aus Gemeinschaft.
Wir danken ausdrücklich Andrea Trapp und Ulrich Hrasky für ihre intensive Vorbereitung und Begleitung der Ausstellung, Anja Listmann (Beauftragte für Jüdisches Leben der Stadt Fulda) für die fachliche Unterstützung, den Musikerinnen und Musikern, dem Chor, Jutta Orfgen und Simon Kubisch, Pia Heucke und allen beteiligen Schülerinnen und Schülern. Außerdem danken wir der Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek, der Hochschule Fulda und dem Verein „Freunde und Förderer der Hochschul- und Landesbibliothek Fulda e.V.“ für die finanzielle und organisatorische Unterstützung.
Die Fuldaer Zeitung war ebenfalls vor Ort und berichtete über die Ausstellungseröffnung.
Constanze Schneider