Nach fast 20 Jahren nahmen im Mai 2025 wieder einmal zwei Schüler des Domgymnasiums, Samuel Manger und Marius Kümmel, an dem renommierten internationalen Sprachwettbewerb Certamen Ciceronianum in Arpino, der Geburtsstadt Ciceros, teil.
Von ihren unvergesslichen Eindrücken haben unsere beiden „Participes“ (Teilnehmer) je einen Bericht in lateinischer Sprache – für Nicht-Römer mit deutscher Übersetzung – verfasst, die allen einen Eindruck von dem Wettbewerb und den Erlebnissen von Samuel und Marius geben sollen.
Bericht von Samuel Manger:
Über lateinische Sprache und Freundschaft
1 Stadt, 260 Schülerinnen und Schüler, 13 Nationen und im Zentrum steht die lateinische Sprache. Vom 8. bis zum 11. Mai fand in Arpino, der Geburtsstadt Ciceros, ein internationaler Latein-Wettbewerb statt. Nachdem wir am 8. Mai in Cassino, einer Stadt nahe Arpino, ankamen, schrieben wir am Freitagmorgen den fünfstündigen Wettbewerb, bestehend aus der Übersetzung eines original Cicero Textes und einer Interpretation davon. Doch nicht nur Latein gestaltete das vielfältige Rahmenprogramm, sondern war es uns auch vergönnt, jede Menge süditalienische Kultur zu erleben. Die vier Tage brachten eine atemberaubende Atmosphäre mit sich: Zum einen hat sich die eigentlich tote lateinische Sprache wieder lebendig angefühlt, da es neben einer lateinischen Rede auch Banner mit lateinischen Beschriftungen überall zu sehen gab, zum anderen konnte es zu wunderbarem Austausch sowohl unter den Lehrern als auch unter den Schülerinnen und Schülern kommen, der vor allem zwischen den deutschen Schulen stattfand. Hierbei war die Besonderheit, dass man tatsächlich auch mit anderen humanistischen und altsprachlichen Gymnasien in Berührung kam. Zum Höhepunkt kam es dann allerdings am Sonntagmorgen, als die 10 besten Teilnehmer sowie weitere ehrenvolle Erwähnungen zeremoniell gefeiert wurden. Die ganze Veranstaltung war geprägt von tollen Erfahrungen sowie neuen Freundschaften.

De lingua Latina et de amicitia
Unum municipium, ducenti sexaginta discipuli, tredecim Europaeae civitates: Lingua Latina floret!
Arpini, in quo municipio Cicero natus erat, certamen linguae Latinae ab a.d. VII usque ad a.d. III Id. Mai. factum est.
Pridie certaminis Cassinum, quod oppidum prope Arpinum situm est, adveneramus. Die Veneris mane per quinque horas certamini interfuimus: Maius excerptum e Ciceronis „de amicitia“ nobis in linguam Germanicam vertendum et deinde explanandum erat.
Arpini autem non solum lingua Latina frui, sed etiam Italiae Medianae victum cultumque experiri nobis datum est. Illi quattuor dies auram mirabilem secum tulerunt; nam linguae Latinae, quae iam pridem mortua esse videbatur, vita reddita est: Salutati eramus oratione Latina vexillisque cum titulis Latinis. Praeterea et inter magistros et inter discipulos consociatio iucundissima, praecipue inter scholas Germanicas, facta est.
Denique mane die Solis, cum conventus spectaculumque in foro inciperent, certamen Ciceronianeum culmen attigit: Decem certaminis victrices victoresque more rituoso magno applausu omnius civitatis celebrati sunt.
Horum dierum summa: Singularia experti sumus, amicitias novas contraximus.
Bericht von Marius Kümmel:
Latein verbindet Menschen aller Länder
Vom 08. bis 11.05. haben wir an der an der 44. Ausgabe des „Certamen Ciceronianum“, dem wohl bekanntesten Latein-Wettbewerb der Welt, teilgenommen. Mit über 260 Teilnehmern aus 13 Nationen sind wir in Ciceros Geburtsstadt zusammengekommen, um uns im Übersetzen und der Interpretation einer seiner Texte miteinander zu messen. Der Wettkampfgedanke sollte jedoch sehr schnell in den Hintergrund rücken:
Das Interesse und die Leidenschaft für die lateinische Sprache und die antike römische Kultur, die alle Teilnehmer teilten, wurde schon früh spürbar. Beim ersten Abendessen haben wir gemeinsam überlegt, welcher Text von Cicero im Wettbewerb in die Muttersprache der Teilnehmer übersetzt werden wird. Deshalb fanden viele Gespräche über Philosophie, Politik, Rhetorik und das Leben Ciceros statt. Und schon in diesem Moment war offensichtlich, dass das Erbe Ciceros vielfältig und bedeutend ist.
Während die Bewohner gespannt zuschauten, zogen wir am nächsten Morgen in Arpino ein, wie die Gladiatoren das Colosseum in Rom betraten. In den darauffolgenden 5 Stunden haben wir uns einem Auszug aus dem Dialog „Laelius de amicitia“ gewidmet, diesen übersetzt, diesen interpretiert. Nachdem die ganze Anspannung abgefallen war, konnten wir die nächsten beiden Tage vollumfänglich genießen.
Wir erkundeten die Akropolis und die Altstadt von Arpino und das Kloster auf dem Berg von Cassino. Wir haben Neues gelernt und uns im Umfeld Gleichgesinnter immer wohl gefühlt.
Für wenige Tage schienen Ciceros Erbe und die lateinische Sprache wieder lebendig zu sein. Lasst uns dies in Zukunft fortführen!

Lingua Latina homines inter omnia nationes coniungit
Est celeriter patefactum omnes certaminis participes amore et studio linguae Latinae cultusque Romanorum incitati esse.
Primo die cenantes deliberavimus, quod Ciceronis scriptum nobis in sermonem patrium vertendum foret. Diu itaque non solum de eius vita, sed etiam de rhetoricis, philosophicis praecipueque politicis operibus inter nos colloquebamur.
Hoc primo vespere culturalem hereditatem Ciceronis multiplicem et amplum esse cognovimus.
Mane postridie Arpinum advenientes sub oculis omnium civium per angiportus in forum incessimus velut gladiatores in Colosseum.
Deinde excerpto ex dialogo „Laelius de amicitia“ in sermonem Germanicum vertendo et interpretando operam per quinque horas dedimus.
Labores certaminis meridie perpessi tempore reliquo ex animo plenissimeque fructi sumus: Castellum veteremque Arpini civitatem atque monasterium in Monte Cassino situm exploravimus.
Consociatione omnium iuvenum in dies crescente multa nova didicimus. Sensimus illis Arpini diebus Latinam linguam spiritumque Ciceronis adhuc vivere.
Hoc in posterum pergamus!
Michael Meister, Samuel Manger und Marius Kümmel