Dr. Frank Umbach spricht am Domgymnasium vor Schülerinnen und Schülern der Q3

Mit Blick auf die angespannte Gas- und Stromversorgungslage in Deutschland und Europa wird schnell deutlich, dass das Thema Energieversorgung ein zentrales Schlüsselproblem der Gegenwart darstellt. Die Rabanus-Maurus-Schule war deshalb dankbar, dass Sie in Kooperation mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) einen der führenden nationalen und internationalen Experten für Energiesicherheit als Referenten gewinnen konnte. Dr. Frank Umbach – u.a. Forschungsleiter am European Cluster for Climate, Energy and Ressource Security, Strategic and Integration Studies der Universität Bonn – erläuterte den rund 120 angehenden Abiturientinnen und Abiturienten in seinem Vortrag „Russlands Erdgaswaffe und der Ukrainekrieg“ Ursachen, Hintergründe und Folgen der aktuellen Energiekrise.

Umbach, der selber Vater von zwei jugendlichen Töchtern ist, fand einen guten Zugang zu seinem jungen Publikum und verstand es, die komplexe Problemlage gut strukturiert und nachvollziehbar darzustellen. Da viele Jugendliche heutzutage ein besonderes Interesse an Klimaschutzfragen zeigen, machte Dr. Umbach den Zusammengang von Energie- und Klimapolitik zum Schwerpunkt seiner Ausführungen. Ausgehend von der grundlegenden Frage, wozu man Strom und Gas braucht und einigen Hinweisen zu den Folgen von Energiemangel, zeigte Dr. Umbach, wie Energie-, Außen- und Sicherheitspolitik aufeinander wirken. Dass in diesem Kontext die Klimaschutzpläne der EU und der Bundesregierung von Russland als ökonomische Kriegserklärung wahrgenommen werden, konnte er überzeugend herleiten. Ebenso sensibilisierte Dr. Umbach – gestützt auf aktuelle Statistiken – dafür, dass es international sehr unterschiedliche Sichtweisen auf den Klimaerwärmung gibt und andere Staaten völlig anderen Interessen folgen als die Bundesrepublik. Die präsentierten Diagramme und Zahlen setzten den europäischen und deutschen Anteil an CO2-Emmisionen in Relation. Der Referent stellte die These auf, dass eine radikale Klimaschutzpolitik am Ende nicht zum globalen Klimaschutz beitrage, sehr wohl aber zu Deindustrialisierung und Wohlstandsverlust, bei gleichzeitig steigenden CO2-Emmissionen im Ausland. Daher müsse eine kluge und von den Realitäten ausgehende Klimaschutzpolitik betrieben werden, die immer die weltweiten Folgen im Blick behalte. Dies sei vor allem in Deutschland in den letzten rund zwanzig Jahren nicht der Fall gewesen. In diesem Zusammenhang zeichnete Dr. Umbach den Entwicklungsprozess in die deutsche Gasabhängigkeit von Russland und die Probleme der deutschen Energiewende, etwa den gleichzeitigen Ausstieg aus der Kernenergie und der fossilen Energiegewinnung, nach. Dass dieser deutsche Sonderweg und das egoistische Vorgehen beim Bau der Nord Stream 2 Pipeline von den europäischen Nachbarstaaten, die sich z.B. rechtzeitig um den Bau von Flüssiggasterminals bemüht hätten, aber jetzt die Kosten für deutsche Fehlentwicklungen mittragen sollen, als unsolidarisch empfunden wird, konnte Dr. Umbach nachvollziehbar erläutern. Er mahnte daher an, immer auch die Perspektive des Auslands in alle politischen Entscheidungen einzubeziehen. Nur so könne die eigentlich erwartete „deutsche Führungsrolle in Europa“ gelingen. Für die Zukunft warnte der Referent davor, alte Fehler zu wiederholen. Vielmehr müsse die Energiepolitik der Zukunft auf energetische Diversifizierung setzen, um nicht politisch erpressbar zu sein. Schon gar nicht solle man sich in zu starke Abhängigkeit von autoritären Staaten wie China und Russland begeben. Überhaupt könne mehr globaler Klimaschutz nur mit demokratischen Staaten gelingen, die leider weltweit gesehen auf dem Rückzug sind. Zudem müssten auch unpopuläre und umstrittene Formen der Energiegewinnung in Erwägung gezogen werden, wie die heimische Erdgasförderung mit Fracking und die Nutzung von Kernenergie, zumindest in einer Übergangszeit. Hier müsse die gesellschaftliche Diskussion ehrlicher geführt werden.

An den von großer Sachkenntnis geprägten Vortrag schloss sich eine Frage- und Diskussionsrunde an. Hier standen Fragen zum Fracking und zum Import von grünem Wasserstoff im Zentrum des Interesses. Auch nach dem Pausengong stand Dr. Umbach den sichtlich interessierten Schülerinnen und Schülern für ihre Nachfragen gerne zur Verfügung.

Bastian Michel

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