Am 12.02. war Dr. Hanna Hadler zu Gast am Domgymnasium Fulda. Dort erläuterte sie den Leistungs- und Grundkursen Geographie sowie Schülerinnen und Schülern des Wahlpflichtfaches Geographie der Jahrgangstufe 9, wie Wissenschaftler das legendäre Rungholt entdeckten und seither erforschen.

Die Akademische Rätin Frau Dr. rer. nat. Hanna Hadler forscht und lehrt seit 2010 an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Als gebürtige Cuxhavenerin fühlt sie sich dem Wattenmeer ganz besonders verbunden. Schon seit 2015 beschäftigt sie sich mit Rungholt, dem „Atlantis der Nordsee“.

Nach einer kurzen Begrüßung durch Frau StR’n Imke Kleber, welche den Vortrag initiiert hatte, stellte Dr. Hadler zunächst den Gegenstand ihrer Forschung vor: Rungholt war eine bäuerliche Siedlung und ein wichtiger mittelalterlicher Handelsplatz im nordfriesischen Wattenmeer. Die damaligen Bewohner hatten die obere Schicht des Bodens abgetragen, um den Boden urbar zu machen. Dies hatte zur Folge, dass die Siedlung unterhalb des Meeresspiegels lag. Bei einem starken Sturmflutereignis 1362 – der großen Manntränke – wurde Rungholt komplett zerstört. Bei diesem Ereignis starben hunderte Menschen und Tiere.

Lange haben Wissenschaftler nach dieser untergegangenen Siedlung gesucht. Dr. Hadler konnte in einer interdisziplinären Kooperation mit Geophysikern und Archäologen den Standort der Rungholter Kirche lokalisieren und somit eine über 100-jährige, vieldiskutierte Forschungsfrage endgültig klären. Im Sommer 2024 kam die Entdeckung eines weiteren Ortsteils von Rungholt dazu. Spätestens seither ist Rungholt eines der prominentesten Beispiele für die massiven menschlichen Eingriffe in den norddeutschen Küstenraum, welche auch die Gegenwart prägen.

Entscheidend für diesen wissenschaftlichen Durchbruch war die fachübergreifende Zusammenarbeit: Die unter dem Watt verborgenen Siedlungsreste wurde erst mit geophysikalischen Methoden lokalisiert und kartiert. Durch die gezielte Entnahme von Bohrkernen konnten weiterhin Aussagen über räumliche und zeitliche Zusammenhänge und Siedlungsstrukturen sowie der Landschaftsentwicklung getroffen werden. Archäologische Untersuchungen gaben schließlich Aufschluss über das Leben der nordfriesischen Siedler.

Dr. Hadler ging bezüglich der Entdeckung der Hallig Südfall noch weiter ins Detail und stellte dar, wie die Ausmaße der mittelalterlichen Warft und die Fundamente der Rungholter Kirche erfasst und kartiert werden konnten. Die Funde des über zehn Quadratkilometer großen untersuchten Gebietes umfassen 54 Warften, Entwässerungssysteme, einen Seedeich mit Sielhafen und zwei kleinere Kirchen sowie die große Hauptkirche. Die Entdeckungen und Arbeitstechniken der Forscher verdeutlichte Dr. Hadler mit zahlreichen Fotos, die das Vorgehen der Wissenschaftler anschaulich dokumentierten. Dies ist umso bemerkenswerter, da die Funde im Wattenmeer bereits stark erodiert sind und teilweise nur noch als Negativabdruck nachweisbar sind.

In der anschließenden Frage- bzw. Diskussionsrunde hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit konkrete Nachfragen zu stellen, wobei Dr. Hadler auf kompetente und authentische Art zeigen konnte, wie spannend angewandte Forschung sein kann.

Imke Kleber

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