Im Rahmen des Literaturfestivals „Leseland Hessen“ finden mittlerweile seit 21 Jahren Lesungen an den Schulen statt. Am 16.09. konnte der bekannte Kinder- und Jugendbuchautor Dirk Reinhardt in unserer Aula begrüßt werden, der seinen Ökothriller „No Alternate“ vorstellte. 

Reinhardt stammt aus Münster in Nordrhein-Westfalen und war nach eigenen Angaben seit 2021 an seinem Roman beschäftigt. Diese Zeit sei genau in die Corona-Pandemie gefallen, als Schulen geschlossen gewesen seien und keinerlei Lesungen haben stattfinden können. Dirk Reinhardt sagt von sich selbst, dass ihm Themen wie Umweltzerstörung und Klimakatastrophen sehr am Herzen lägen, und er habe auch den Hungerstreik der Klimaaktivistinnen und -aktivisten in Berlin besucht, da er frustriert sei, dass diese wichtigen Themen stets von anderen (z.B. Corona, Ukrainekrieg) unterdrückt würden. Auch vor dem Hintergrund der sich im Jahr 2022 gegründeten „Letzten Generation“ entstand sein Roman.

Reinhardt begann seine Lesung im ersten Kapitel, wo die Hauptperson, Emma Larsen, in luftiger Höhe auf der Spitze des Frankfurter Messeturms sitzt, um eine halsbrecherische Aktion mit der Untergrundorganisation „No Alternative“ durchzuführen. Dieser Organisation ist sie beigetreten, nachdem ihr Freund Patrick bei einer Kampagne gegen einen Pharmakonzern ums Leben gekommen ist. Während dieser Lebenskrise wird sie Vollmitglied bei „No Alternative“ und ist dabei, als am Frankfurter Hafen 1000 fabrikneue SUV („rollende Mordwerkzeuge“) zerstört werden, was zu einem bundesweit bekannten Ausnahmezustand führt. Das Thema Umwelt rückt durch diese Aktionen wieder ganz nach oben. Für Emma entstehen dabei aber zwei Probleme, einerseits war sie fest davon ausgegangen, dass „No Alternative“ ohne Waffen und gewaltfrei vorgeht, was sich aber als Trugschluss erweist. Andererseits wurde sie in der Nacht des Anschlags von einer Überwachungskamera gefilmt, sodass sie als das erste und einzig bekannte Gesicht der Organisation in der Öffentlichkeit gezeigt wird. Somit wird sie sogar zum „Gesicht“ von „No Alternative“ und muss ihr Äußeres radikal ändern. Die Organisation sucht sich immer größere Ziele, schließlich soll sogar der Frankfurter Flughafen komplett lahmgelegt werden.

Der Roman wird aus 3 Perspektiven erzählt. Die erste Perspektive sind die Erlebnisse von Emma Larsen aus ihrer Sicht. Eine zweite Perspektive nimmt Finn ein, der früher ein Freund aus einer schulischen Theatergruppe war. Finns Rolle in dem Buch ist, dass er als Praktikant eines großen Nachrichtenmagazins die Chance auf eine große Reportage bekommt, für die er sich das Thema selbst aussuchen darf. Und seine Idee ist es, über Emma zu schreiben. Er steigt tief in Emmas Lebensgeschichte (Denken/Fühlen/Handeln) ein. Die dritte Perspektive stellt auf ca. 10-15 Seiten ein Manifest der Organisation dar. Wie die Aktion am Frankfurter Flughafen verläuft, wird im weiteren Verlauf des Romans geschildert und somit auch das Schicksal der Protagonistin.

Zum Abschluss der sehr interessanten Lesung durften die Zuhörer Fragen an den Autor stellen. Dirk Reinhardt ging auf sein Künstlerdasein ein, seine Vorbilder beim Schreiben (u.a. Charles Dickens) und bestätigte, dass die Informationen aus dem Manifest des Romans der Wahrheit entsprächen. 

Als absolute Herausforderung empfand der Autor das Ende seines Romans. Wie könne man einen solchen Roman enden lassen? Ein Happy End komme dabei inhaltlich nicht in Frage, der Tod der Hauptfigur sei auch keine Option gewesen.

Die Einführungsphase der Rabanus-Maurus-Schule erlebte in dieser Lesung nicht nur eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Roman, sondern konnte auch die Schwierigkeiten des Schreibens lebendig nachvollziehen.

Tobias Pumm

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