29.11.2019 | Religionsexkursion der Jahrgangsstufe 8 zum UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg/Eisenach. Bei dem Besuch der Wartburg im Rahmen der Unterrichtseinheit „Katholisch-Evangelisch“ wurde den Schülerinnen und Schülern schnell klar, dass hinter diesem Ort noch viel mehr steckt als die bereits bekannten Geschichten um die Person Martin Luther.
| (Fuldaer Zeitung vom 27.11.2019)
Nach einer aufregenden Wanderung durch die spektakuläre Drachenschlucht und dem lohnenden Aufstieg zur Wartburg unter Führung der Religionslehrkräfte Frau Kempel, Frau Pfr. Linhart, Herr Kleber und Herr Helm erlebten die Schülerinnen und Schüler dort interessante Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Dabei entdeckten sie, dass die Burg aus vielen Gebäuden besteht, die zu unterschiedlichen Zeiten errichtet wurden. Sie fanden die Räumlichkeiten nicht in ihrem Originalzustand vor, weil sie im 19. Jahrhundert so restauriert wurden, wie man sich deren damaligen Zustand vorstellte.
Dennoch konnten sie sich gut in die Zeit des Mittelalters hineinversetzen, weil viele interessante Dinge berichtet wurden, die in der Schule nicht auf dem Lehrplan stehen. So zum Beispiel, dass König Ludwig II. sich auf der Wartburg in einem großen Festsaal einsperren ließ, weil er von ihm sehr inspiriert war. Diesen Saal ließ er später auf Schloss Neuschwanstein nachbauen.
Besonders beeindruckend fanden die Schülerinnen und Schüler auch den Lebensweg Elisabeths von Thüringen, die im Jahr 1211 als vierjährige ungarische Prinzessin nach Eisenach kam. Schon als Kind wurde sie mit Ludwig IV. verlobt, den sie anschließend mit 14 Jahren heiratete. Für uns heutzutage unvorstellbar – sie war damals so alt wie die Schülerinnen und Schüler! Den gesamten Lebenslauf der Heiligen kann man heute noch im Mosaikzimmer betrachten, das ihr zu Ehren errichtet wurde. Dort sieht man beispielsweise auch, dass sich durch ihren Umgang mit Armen im von ihr gegründeten Hospital am Fuße der Wartburg im Laufe der Jahre Streitigkeiten innerhalb der Familie entwickelten. Sie musste Eisenach verlassen und zog nach Marburg. Dort kümmerte sie sich wieder um Arme. Ihre Kinder musste sie auf der Wartburg zurücklassen.
Einer der Höhepunkte des Ausflugs war schließlich die Lutherstube. Diese sieht eher ärmlich aus. Dennoch fand eines der wichtigsten Ereignisse des Christentums hier statt, denn Martin Luther übersetzte in nur zehn Monaten das Neue Testament vom Lateinischen ins Deutsche. Wer dort allerdings den „legendären Tintenfleck“ vermutet hatte, wurde enttäuscht: Erzählungen zufolge wurde der Tintenfleck, welcher nie von Luther selbst stammte, vom Personal der Wartburg regelmäßig erneuert, weil er von Besuchern – im Sinne eines Andenkens – abgekratzt und mit nach Hause genommen wurde.
Christoph Kleber